Dialogkreis Ortelsburg   Berichte

Friedhof in Mensguth in voller Größe wieder begehbar - August 2016   Sabine Sinagowitz

Die evangelische Kirche von Mensguth liegt auf einer kleinen Anhöhe, der dazugehörige Friedhof befindet sich direkt daneben. Auf den ersten Blick erscheint er klein und aufgeräumt, hohe Büsche und Bäume versperren die Sicht auf weitere Teile und er gibt nicht sofort alle seine Geheimnisse preis. Bestattungen neueren Datums sind in unmittelbarer Nähe zur Kirche vorgenommen worden, das Gelände dahinter kann getrost als kleiner Wald bezeichnet werden.

Dass es sich für den Dialogkreis der Kreisgemeinschaft Ortelsburg im August 2016 lohnen würde, dort seine vierte Friedhofswoche zu verbringen, davon war die Küsterin der Gemeinde, Anetta Neumann, schon im Vorjahr überzeugt. Daher hatte sie bereits im Vorfeld mit viel Eigeninitiative dafür gesorgt, dass alle Aktiven sich neugierig auf das neue Abenteuer einließen. Im engen Kontakt mit Erwin Gregor Gonsowski vom Dialogkreis wurde das Projekt gründlich vorbereitet. Gemeindeglieder und die Freiwillige Feuerwehr sowie der zuständige Gemeindepfarrer Witold Twardzik unterstützten Neumanns Engagement von Beginn an. Pfarrer Twardzik begrüßte die Gruppe am ersten Tag mit einer Andacht in der Kirche, würdigte die Arbeit der Projektgruppe und bedankte sich dafür, dass der Mensguther Friedhof ausgesucht wurde. Auch der Vertreter der Stadt Passenheim, Sekretär Wiesław Szubka, unterstrich in seinem Grußwort die große Bedeutung solcher verbindenden Projekte.

So war von allem genug vorhanden: viele helfende Hände mit Einsatzkraft und Gerätschaften, ein schattiges Plätzchen zum Verschnaufen, Speisen und Getränke für die Mittagspause. Vor allem aber war viel Friedhof da, will sagen: Mit jedem Schritt tiefer ins wilde Grün hinein offenbarte sich die wahre Größe des Projektortes. Oder genauer: Es ließ sich nur Stück für Stück erahnen, wie viel Arbeit da zu verrichten sein würde. Es musste der Boden flächendeckend von Giersch befreit werden, junge Bäumchen mussten weichen, um die Grabstätten zu finden, sie sichtbar zu machen und um sie wieder herzurichten. Der in riesigen Mengen anfallende Grünabfall musste von Hand und zu Fuß zu einer Sammelstelle geschleppt werden, damit er später abtransportiert werden konnte.

Ein so großer Friedhof in hügeligem Gelände forderte allen Beteiligten enorme Kräfte ab. Trotzdem schafften sie es, Gräber zu richten, Steine wieder aufzustellen, eiserne Grabkreuze zu stützen, Grabplatten lesbar zu machen. Damit holten sie Namen und Lebensgeschichten ins Gedächtnis des Ortes zurück. Grabstätten großer Familien, viele Kindergräber, Gräber inmitten schmiedeeiserner Zäune, all das kam durch geduldige Kleinarbeit zum Vorschein und bezeugt die große Bedeutung, die dieser Friedhof für die Menschen in den umliegenden Dörfern früher gehabt haben muss.

Davon konnten sich auch zufällig vorbeikommende Besucher ein Bild verschaffen. So fanden sich etliche Leute in Gesprächen mit den Mitgliedern der Projektgruppe plötzlich im Dialog. Sie lernten etwas über die Arbeit der Kreisgemeinschaft, über das Projekt und über diesen Friedhof.

Manche Grabstätte ist bis heute gepflegt, war versteckt und ist nun sichtbar. Besondere Bedeutung haben bei solchen Projekten immer überraschende Funde. So ist es dieses Mal gelungen, ein großes steinernes Kreuz mitsamt Sockel, das komplett in der Erde verborgen war, heraus zu schaufeln und ihm seinen alten Platz in aufgeräumter Umgebung wieder zu geben.

An dieser Stelle wurde dann, einer Tradition des Projektes folgend, nach getaner Arbeit am letzten Tag eine Andacht gehalten. Rund 35 Akteure lauschten Pfarrer Twardziks Worten. Zufrieden mit ihrem Werk wünschten sich die Beteiligten, dass diese Arbeit der Beginn einer nachhaltigen Pflege des Friedhofes sein möge. Und zum Schluss wurde im Haus der Freiwilligen Feuerwehr ein ordentliches Abschlussfest mit Grillschwein, Gesang und Tanz gefeiert.

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